Volle Reihen in der Hochschule der Medien in Stuttgart. Kommunikatoren und Marketer aus Unternehmen sowie Professoren und Studierende der Hochschule befassten sich dort Anfang April einen Abend lang mit dem Trend „Personal Branding“. Randolf sprach zum Thema „Wie Vordenker*innen in Führung gehen“. Er hatte dabei mächtig Spaß, präsentierte einen Überraschungsgast aus New York und nahm wichtige Erkenntnisse mit. Hier seine Nachlese.
Menschen werden zu Marken. Im TV und im Showbusiness war das schon immer so. Doch die Wirtschaft zieht nach. Darauf wies Harald Eichsteller, Gastgeber der Media Innovation Talks, in seiner Begrüßung hin: „Auch hier stehen immer öfter Einzelne, die mit ihrer Person für Inhalte und Expertise stehen, im Rampenlicht.“ Harald ist Professor für Internationales Medienmanagement an der HdM und sieht darin einen Trend.
„Diese Personenmarken flankieren Dach-, Produkt- und Servicemarken – und ihr Gesicht ist nicht allein der Vorstandsvorsitzende.“ Harald Eichsteller
Wie wahr! Doch gar nicht trivial und ohne Stolperfallen. Darüber diskutierten auf dem spannenden Event HdM-Absolventen, die sich in Social Media eine Personenmarke geschaffen, vier- bis fünfstellige Followerzahlen aufgebaut haben und damit unter dem Dach einer Unternehmensmarke oder als Selbständige erfolgreich Themen, Meinung und Geschäfte machen. Unter ihnen
- Marvin Eichsteller, TopVoice für eMobilität auf LinkedIn, aber im Hauptberuf IT Professional bei Aldi Süd;
- Céline Flores Willers, TV Moderatorin und LinkedIn Voice of the Year 2018;
- Diana Scholl, Bloggerin mit 90.000 Followern, die davon lebt.
Dazu noch Social Media-Aktivisten aus der Firmenwelt wie
- Marc Wagner, Managing Director der Detecon International, und
- Wolfgang Würth, Absolvent der HdM Medienwirtschaft, der heute als Pressesprecher EQ bei Mercedes-Benz die Produkte der neuen eMobilitätsmarke vertritt.
Thought Leadership: Wie Neues in die Welt kommt
Ich war geladen, die Keynote zu halten. Mein Thema: „Thought Leadership“. Das habe ich, dem Thema „Personal Branding“ entsprechend, eher eng ausgelegt und mich einer besonderen Kategorie an „Influencern“ und „Personenmarken“ gewidmet: nämlich jenen, die Neues denken und Neues in die Welt bringen, darüber Gefolgschaft gewinnen und ganze Märkte erschaffen. Vordenker*innen eben.
Wie das Schwungrad des Autoritätsaufbaus (Positionieren, Publizieren, Auftreten, Netzwerken) dazu führt, dass Vordenker*innen sich mit ihrem Thema profilieren, Gefolgschaft gewinnen und das Fundament für ihren Ruf, aber auch für Geschäfte legen, habe ich an vier Beispielen diskutiert.
- Sigmund Freud, der das Unbewusste als Antwort auf die Neurosen und Psychosen seiner Zeit erschloss und damit einen Markt für Gesprächstherapie aus der Taufe hob (damals ganz ohne Internet, Social Media und gegen viele Widerstände)
- Joe Pulizzi, der Content Marketing als Antwort auf die Werbekrise ausbuchstabierte und damit ein ganzes Berufsfeld formte (was ihm auch dank seiner Kompetenz als Medienmanager und seiner Speaking-Aktivitäten gelang)
- John Stepper, der mit Working Out Loud eine sich rasant verbreitende Methode entwickelte, wie Menschen in Unternehmen lernen, sich besser zu vernetzen, zu wachsen und an Selbstwirksamkeit und Einfluss zu gewinnen (wobei der Amerikaner Stepper von seinem Netzwerk und den Initiativen seiner Follower gerade in Deutschland profitierte, die als erste die Methode in Konzernen wie Bosch, Siemens und Daimler populär machten)
- Dorie Clark, die als ehemalige Journalistin sich wie keine zweite mit der Frage befasste, wie Menschen dank ihrer Ideen und Expertise sich einen Namen machen und davon im Job oder als Selbständige profitieren (und die den Weg von der gefeuerten Reporterin zur erfolgreichen Executive Coach, Marketingdozentin, Keynote-Sprecherin und Bestsellerautorin gleich selbst beschritt)
Wie das Foto zeigt, grüßte Dorie zum Abschluss der Keynote per Video aus New York. Sie wiederholte darin, was sie auch im Interview auf unserem Blog betont:
„Jeder kann sich einen guten Ruf und Anerkennung verschaffen und so seine Karriere oder seine Geschäfte beflügeln. Man muss nur gezielt etwas dafür tun.“ Dorie Clark
Vier wertvolle Erkenntnisse zu neuen Medien und Personenmarken
Für mich ein durch und durch anregender Abend, der mir vier Einsichten rund um Thought Leadership und neue Medien beschert hat:
- Medienkompetenz zählt mehr denn je, wenn die Möglichkeiten sich über neue Social Media-Kanäle einen Namen zu machen, genutzt werden sollen (wie die jungen TopVoices aus dem Hochschulumfeld beweisen)
- Die Social Media-Profis von heute sind offen, engagiert und reflektiert, was die Chancen und Risiken von „Personal Branding“ anbelangt (wie die Sprecherinnen und Sprecher in den Panel-Diskussionen eindrücklich bewiesen)
- Unternehmen tun sich immer noch schwer mit dem Trend zur „Personenmarke“ und blockieren eher als zu fördern (was konkrete Beispiele aus dem Umfeld der Panel-Teilnehmer zeigten)
- Nichts geht über Mensch-zu-Mensch-Beziehungen und das Privileg, seinen Followern ins Gesicht sehen zu können (wofür ich als Keynote-Sprecher Harald und seinem Team sehr dankbar bin)
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Fotoverweis: Hochschule der Medien, Stuttgart