Serie: Wer soll das alles machen? (I)

Serie: Wer soll das alles machen? (I)

Serie: Wer soll das alles machen? (I) 2560 1709 Andreas Scheuermann

Haben Sie auch zu viel Arbeit? Der Schreibtisch ist ohnehin schon übervoll, und irgendjemand legt dann gerade nochmal was drauf? Im Team sind auch alle am Anschlag? Falls irgendjemand nochmals die Frage aufwirft, was genau denn das „New Normal“ nach Corona, „Zeitenwende“ oder auch im ewigen Zeitalter der Transformation sein soll, dann ist es dies: Wir haben alle viel mehr Arbeit, als wir bewältigen können. Und zwar auf viele Jahre hinaus.

In meinen Ohren klingt der Satz eines hochgeschätzten langjährigen Kunden nach, mit dem ich Mitte der 2000er Jahre über den „neuartigen“ Fachkräftemangel diskutierte. „Scheuermann, Ihre Generation wird sich totarbeiten!“ Der Gedanke begeisterte mich einerseits gar nicht. Andererseits dachte ich, das sei entgegen seiner sonstigen Art ausnahmsweise mal etwas überzogen. Tatsächlich ist es so, dass er einfach besser rechnen kann als ich. Denn die Zahlen sind schon seit Jahren eindeutig.

Möglicherweise spüren wir das ja auch alle irgendwo, und vielleicht ist das mit ein Grund, weshalb wir zwar jetzt viel arbeiten, in Zukunft aber davon loskommen wollen. Die Begeisterung, jenseits der Altersmarke von 60 Jahren immer noch im Dauerbetrieb zu stehen, schwindet jedenfalls von Jahr zu Jahr. Gemeinsam mit civey haben wir für das Demographie Netzwerk (ddn) im Herbst zum zweiten Mal genau diese Frage einem breiten Publikum über alle Altersgruppen hinweg gestellt. Eine Mehrheit kann sich schon heute nicht mehr vorstellen, über das 63. Lebensjahr hinaus zu arbeiten. Ein paar weitere Eindrücke aus der Studie hier im Spiegel-Artikel dazu.

Während die Hüter der Rentenkasse sich angesichts dessen das Hirn zermartern, prophezeit Enzo Weber vom IAB: „Unsere Kinder werden wohlhabender sein“. Passt im ersten Moment nicht richtig zusammen. Wenn man dem Blick etwas mehr Weite gönnt, entsteht jedoch ein anderes Bild. Plötzlich taucht die Frage auf, was Wohlstand eigentlich ist. Und die alte Club of Rome-Frage nach den „Grenzen des Wachstums“, neu definiert im Lichte des Klimawandels. Wir reden dann über Biodiversität, Suffizienz und Planetary Health.

Und so verändert sich auch die Ausgangsfrage, weg vom „wer macht’s“ zu „was machen wir eigentlich, und wie machen wir es“. Kommt Ihnen bekannt vor? Ihnen fehlt was? Die Frage nach dem  „warum“, in unendlichen „Start with why“-Workshops durchgekaut? Vergessen Sie’s, das „Why“ ist längst beantwortet: Die Klimakrise und auch unseren alltäglichen Wahnsinn werden wir nur überleben, wenn wir unsere Art zu arbeiten fundamental verändern. Oder besser, nachhaltig.