Was Thought Leader wissen sollten

Was Thought Leader wissen sollten

Was Thought Leader wissen sollten 1222 812 Randolf Jessl

Auch die Hochschulen entdecken das Thema Thought Leadership. Für eine Seminararbeit an der FOM hat Randolf unter anderen diese vier Fragen beantwortet. Sie dringen tief unter die schillernde Oberfläche, auf der in Kommunikation und Marketing das Thema in der Regel verhandelt wird.

Welche Eigenschaften machen Thought Leader aus?

Wichtig vorab: Thought Leader und Vordenker ist man nicht, man wird von anderen dazu erklärt. Das geschieht, weil diese Menschen einen als innovative, vorausschauende Denkerin oder absoluten Experten in einem Themengebiet einstufen.

Damit das passiert, muss man oder frau sich mit innovativen Gedanken, Ideen und Themen sowie mit – im Vergleich zur breiten Masse – überlegenem Wissen hervortun. Und darauf zahlen sicher Persönlichkeitseigenschaften ein wie

  • Leistungsbereitschaft und Intelligenz,
  • Mut, sich zu exponieren und Meinung zu machen,
  • kreatives, innovatives Denken,
  • die Fähigkeit, sich in Schrift und Rede verständlich zu machen und andere mitzunehmen.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Fähigkeit, sich mit anderen Menschen und ihren Gedanken zu vernetzen. Thought Leader entwickeln ihre innovativen Gedanken im Austausch mit anderen und profitieren bei der Verbreitung der innovativen Gedanken von der Unterstützung anderer. Gerade in Zeiten von Social Media. 

Was sind die größten Hürden für Thought Leader?

In Unternehmen ist es eine Kultur der Konformität und der Gleichmacherei. Wer hier als Thought Leader den Kopf rausstreckt, kann in gewissen Organisationen als Wichtigtuer abgewatscht werden.

Bei Personen sehe ich das Problem der Substanz. Man kann die Autorität eines Thought Leaders ganz gut vortäuschen.

Ein Weg führt über den Habitus, das ist ein ganzes Bündel von Verhaltensweisen wie

  • geschwollene Ausdrucksweise,
  • dominantes Auftreten,
  • Verweis auf Quellen und Pseudoquellen sowie
  • Beziehungen zu Autoritäten und Fake-Autoritäten.

Ein weiterer Weg zielt auf Status:

  • Titel,
  • Auszeichnungen,
  • Pöstchen.

Wer aber keine Substanz, also überlegenes Wissen, ausgefallene Ideen, mehr Überblick und Erfahrung hat und unter Beweis stellt, agiert mittelfristig auf dünnem Eis.

Gesellschaftlich sehe ich als Hürde einen Hang zu immer oberflächlicher, emotional getriggerter und verknappter Kommunikation – auch, aber nicht ausschließlich durch Social Media. Neue, ungewohnte, substanzielle Gedanken in 140 Zeichen darzulegen, ist ziemlich aussichtslos.

Der Raum für Reflexion und Austausch, die Domäne des Slow Thinkings nach Daniel Kahnemann nehmen immer weiter ab – und in einem solchen Umfeld haben es Vordenkerinnen und Thought Leader schwer. Thought Leader bespielen daher mehrere Kanäle.

Was müssen Thought Leader bei Veröffentlichungen beachten?

Da gibt’s jede Menge Stolpersteine. Die reichen von der argumentativ-inhaltlichen Qualität der Aufbereitung des Stoffs, über das effektive Framing der Botschaft, die grafische Unterstützung des Inhalts bis hin zur zielgruppengerechten Tonalität und Bildsprache.

Gehört und verstanden wird nur, wer seine innovativen oder substanziellen Gedanken anschlussfähig an die Gedankenwelt anderer macht. Das ist bei neuen und komplexen Themen alles andere als trivial.

Welche Risiken gehen Thought Leader ein?

Thought Leader können, siehe oben, als Wichtigtuer wahrgenommen werden. Dem beugt man mit Substanz und unaufdringlichem Habitus vor.

Sie können bekannt und populär werden und dennoch nicht die Autorität eines Thought Leaders genießen. Diese Autorität stellt sich nur ein, wenn man das überlegen Wissen, die besseren Ideen, kurz die Substanz dauerhaft unter Beweis stellt.

Thought Leader können aufgrund sachlicher Fehler, unangemessenen Auftritts oder schlechter Inhalte auch wieder vom Sockel gestoßen werden. Sorgfalt und reflektierter Umgang mit seiner exponierten Rolle und den ausgesandten Botschaften bewahren davor.

Nicht zuletzt können sie an ihren eigenen Ambitionen und überzogenen Erwartungen scheitern. Der Fokus auf die Sache (das Thema, die Mission) und eine realistische Einschätzung der Möglichkeiten beugen dem vor.

Fazit

All das spricht dafür, sich auf dem Weg zum Thought Leader beraten und begleiten zu lassen.

 

 

Fotohinweis: Alex Block on unsplash.