Einführung ins Authority Marketing – Die Leadershipkomponente

Einführung ins Authority Marketing – Die Leadershipkomponente

Einführung ins Authority Marketing – Die Leadershipkomponente 1222 687 Randolf Jessl

Autorität gewinnen heißt auch: sich exponieren und vorangehen. Und dabei andere dazu bewegen, einem zu folgen. Daher geht es im Authority Marketing auch um Innovation und Leadership.

Wer als Vordenker gelten will, muss in seinem Thema anderen voraus sein. Weil er mehr darüber nach- und weiter vorausgedacht hat. Weil sein Wissen und seine Überlegungen zu neuen Einsichten geführt haben. Das wird häufig übersehen. Genauso wie die Tatsache, dass der Rang als „Thought Leader“ oder „Autorität“ einem immer nur von anderen zugeschrieben werden kann.

Dennoch fällt die Reputation als Vordenker und Autorität nicht vom Himmel. Sie wird, wie in den vorangegangenen Serienteilen beschrieben, durch „knowledge, effort, energy“ (C.N. Parkinson) erworben. Das ist nicht nur eine Willens- und Energieleistung, sondern auch Ausdruck von Führungsbereitschaft.

Überzeugen auf „Augenhöhe“

Vordenker teilen ihr Wissen, suchen den Austausch und die Bühne, machen sich angreifbar und wollen andere überzeugen und bewegen. Das braucht Mut und Sendungsbewusstsein. Das braucht auch das Bewusstsein, dass man nur wenig mehr als die eigene Leidenschaft sowie das eigene Wissen und die eigenen Ideen ins Feld führen kann, um andere hinter sich zu sammeln. Kein Machtapparat schützt einen vor Kritik, keine Ideologie führt einem „Gläubige“ zu.

Der Führungsanspruch eines Vordenkers und einer so verstandenen Autorität artikuliert sich auf Augenhöhe mit dem Publikum und seinen Anhängern. Nichts kann angewiesen oder durchgesetzt, alles kann in Frage gestellt oder kritisiert werden. Das ist für traditionelle Führungskräfte häufig schwer verdaulich.

Der Vorstandsvorsitzende eines Weltkonzerns, der Vordenker im selbst gewählten Thema sein möchte, vertritt seine Gedanken und Ideen auf Augenhöhe mit allen, die sonst darüber nachdenken. Dass er weitreichende Netzwerke, einflussreiche Kontakte und meist eine bekannte Firmenmarke im Rücken hat, macht für ihn die Sache einfacher – wenn überhaupt. Entscheidend ist das aber nicht.

Einfluss gewinnen und nutzen

Aus dieser „Augenhöhe“ beziehen Autoritäten, die auf „Wissen, Einsatz und Schaffenskraft“ basieren, ihre Glaubwürdigkeit und ihren Einfluss. In unseren Zeiten, wo Partizipation und Selbstbestimmung groß geschrieben werden, umso mehr. Denn wer Vordenkern folgt, tut das freiwillig und in der Erwartung, in gemeinsamen Projekten dazuzulernen und sich zu verbessern. Zwei mächtige Motivatoren, wenn Menschen sich engagieren sollen.

Der Einfluss eines Vordenkers kann und soll daher für mehr genutzt werden, als nur Likes und Shares mit Inhalten zu generieren und die eigene Reichweite zu erhöhen. Viele „Thought Leader“ stoßen Initiativen an, bringen Projekte auf den Weg oder lancieren Bewegungen, die etwas in Unternehmen, in der Gesellschaft, aber auch auf Märkten verändern.

Vordenken und vormachen

Ein eindrucksvolles Beispiel, an dem sich Chance und Risiko erweist, ist das des bengalischen Wirtschaftswissenschaftlers und Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus. Dieser hat nicht nur die Idee einer gemeinwohlorientierten Microfinanzierung bedürftiger Kleinstunternehmer entwickelt, die bis heute weite Kreise zieht. Darüber hinaus gründete er eine eigene Bank, die diesen Zwecken dient. Sein Mut, sein Wissen und seine Weitsicht bewahrten ihn in der Folge nicht davor, Kritik von allen Seiten an Geschäftspraktiken und der Fundierung seiner Ideen einzustecken.

Leadership ist auch, wenn es ums Vordenken und Vorangehen geht, nichts für Schönwetterkapitäne. Und weil die See rauh ist, müssen Projekte und Programme, die Autorität ausbilden und Vordenkern Geltung verschaffen wollen, richtig angegangen werden. Damit befassen wir uns im nächsten Serienteil.

 

Die Serie ist von Januar bis Februar 2018 auf haufe.de im Bereich Marketing/Vertrieb gelaufen. Wir publizieren sie hier mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Foto: Jason Rosewell, unsplash